Nachdenken über Dinge - ein Blog

Monat: Februar 2018

Vorwort

Man muss heutzutage nicht weit gucken, an irgendeinen besonderen Ort gehen oder sonst etwas besonderes anstellen, um ihm, dem lästigen Gegenstand dieser kleinen Abhandlung, zu begegnen. Schlendert man durch innerstädtische Straßen, befindet man sich auf der Autobahn, irgendwo in irgendwelchen Kneipen, Bars, Restaurants oder ähnlichen Orten, stets kann man sicher sein, von einem oder mehreren VertreterInnen diese nahezu unsterblichen Ausprägung menschlichen Seins umgeben zu sein. Selbst in Flugzeugen und auf Schiffen ist man vor derlei humanoid anmutender Garstigkeit nicht gefeit. Kurz: es ist ein omnipräsentes Phänomen, welches in seiner grotesken Wesensweise leider auch immer das eigene Leben mitbeeinflusst: 

Das gemeine Arschloch (Anus finis vulgaris)

 

Diese lästige wie überall vertretene Seinsweise des Menschen verdienen eigentlich nur, ignoriert zu werden. Da diese aber so allgegenwärtig ist, kommt man um eine Beschäftigung mit dieser Seinsweise nicht herum. Leider.

„Arbeitsplätze …“

Einen geradezu religiös-ideologischen Beiklang hat der Begriff „Arbeitsplätze“. Dieser ist das umfassende und definierende Mantra unserer Gesellschaft. Er übertrifft noch beiweitem die Mantren der religiösen, humanistischen und sozialen Werte. So wird es Tag für Tag in den Medien, der herrschenden Melange aus neoliberal-bestimmender Wirtschaft und der dieser dienlichen Politik vermittelt.

Aber – was ist denn überhaupt so ein … „Arbeitsplatz“? Welchen Zweck hat er, was steckt dahinter?

 

Die eine Seite:

  • für eine verschwindende Minderheit: die Umsetzung von subjektiven Lebensvorstellungen und die eigene Selbstverwirklichung.
  • für die überwältigende Mehrheit: die Umsetzung des Zwanges, an   d i e   Ressourcen heranzukommen, die die gesellschaftliche und soziale Teilhabe – leider – erst möglich machen: Geld.
  • Für das Bestehen-Können im – systematisch eingerichteten – Konkurrenz („Markt“)-Mechanismus: Einen Arbeitsplatz innehaben schafft materielle Akzeptanz, die wiederum eine Akzeptanz auf gesellschaftlicher Ebene impliziert.

… und noch mehr.

 

Die andere Seite:

  • Chefetagen: Die Realisierung und Maximierung des eigenen materiellen Vorteils.
  • Legitimationsbasis für bisweilen noch so abwegige und auch inhuman-verbrecherische (z.B. Waffenproduktion etc.) Tätigkeiten.
  • Druck- und Erpressungsmöglichkeiten derer, die auf diese Arbeitsplätze angewiesen bzw. von diesen abhängig sind.
  • Gegeneinander Ausspielbarkeit von gesellschaftlich vom Zugriff auf „Arbeitsplätze“ abhängig gemachten Bevölkerungsschichten.
  • Steuerungsmechanismus durch anzudrohenden Entzug dieses Arbeitsplatzes, um eventuelles politisches Abweichen und Widerspruch im Keim zu ersticken.

… und noch mehr.

 

Es ist das zentrale Bestreben der Gemengelage aus Konservativen und der mit ihnen verbündeten bzw. sie beauftragenden Akteure aus der Wirtschaft, ein solch umfassendes Machtmittel, das dem Begriff „Arbeitsplatz“ innewohnt, aktiv zu halten. Denn die Druckmittel-Effektivität von „Arbeitsplatz“ ist megapotent: Und sie ist dazu noch präzise wie substanziell in die Köpfe der Menschen implantiert. Der „Arbeitsplatz“ ist das ideologische Kreuz-As zur Erfüllung der Linientreue in insbesondere neoliberal geprägten Gesellschaften.

 

Ein Gegenspieler: das Bedingungslose Grundeinkommen.

Ein konsequent umgesetztes Bedingungsloses Grundeinkommen (BGE) wäre – aus der Perspektive der Nutzer dieses Druckmittels – ein für sie verheerender Paradigmenwandel, der in seiner Auswirkung eine geradezu revolutionäre Auswirkung haben könnte: Denn eine Erpressbarkeit der Bürgerinnen und Bürger sowie der Zwang zur sozialökonomischen Linientreue progressiver Politik könnte beendet werden und wirklich demokratische Prinzipien an Kraft gewinnen.

Das ist nicht gewollt. Wenn überhaupt, wird ein BGE nur in der Form kommen, dass die Aufrechterhaltung des allmächtigen Druckmittels „Arbeitsplätze“ gewährleistet bleibt.

Und so wird die Allmacht des Begriffes „Arbeitsplätze“ weiterhin einer kleinen Kaste vorbehalten bleiben, die uns alle auf Linie halten wird.

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